Freitag, 21. Februar 2020

Calgary

Hallo ihr Lieben,

von Edmonton aus ging es mit dem Bus nach Calgary. Dieser Stop war schon von Anfang an fest eingeplant, da meine Freundin Ecem, die ich ja damals in Digby kennengelernt habe, dort studiert.
Sie lebt direkt auf dem Campus in einer Art Studentenwohnheim und da sie ein Doppelbett hatte, durfte ich die Woche mit bei ihr im Zimmer auf dem Campus der University of Calgary schlafen. Dadurch habe ich auch viel Unileben mitbekommen und was mich gleich am ersten Abend ins Staunen versetzt hat, ist der riesige Campus und was es alles dort gibt. Ersteinmal sind so gut wie alle Gebaeude dort durch unterirdische Gaenge verbunden. Ecem kann also aus ihrem Schlafzimmer zum Hoersaal auf der anderen Seite vom Campus gehen (was auch gut mal 30 Minuten dauern kann), ohne einen Schritt nach draussen zu setzten. Dann gibt es natuerlich auch fuer jeden Geschmack was zu kaufen; einerseits ein riesiger Foodcourt so wie in einem Shoppingcenter, aber es gibt z.B. auch im Unigebaeude einen Pub, wo man sich abends um 21:00 auf ein Bier treffen kann. Ich war sogar mit in einer Vorlesung von Ecem ueber "Risk Managent", aber das fand ich jetzt nicht sonderlich interessant.
Allgemein habe ich in Calgary nicht soviel Touristisches gemacht, da Ecem kaum Vorlesungen hatte und wir so viel zusammen machen konnten. Wir waren an einem Tag auf dem Glow Festival downtown, wo ein paar schoene Lichter und Eisstatuen ausgestellt wurden, aber irgendwie habe ich das Gefuehl, dass hier in Winter in jeder Stadt irgendwo Eisstatuen sind. Sonst sind wir einfach ein bisschen durch die Stadt gebummelt, haben uns ins Cafe oder einen Pub gesetzt usw.
An einem Tag als Ecem Vorlesungen hatte, habe ich mir das National Music Centre angeguckt, eine Art Museum ueber Musik.

Am Sonntag, meinem letzten Tag, sind wir zusammen mit einem Freund von Ecem nach Banff gefahren und dann bin ich endlich nach mehr als vier Monaten in den Rocky Mountains angekommen. Mal wieder Berge zu sehen ist echt schoen und fuer mich als Nordlicht auch immer wieder was Besonderes. Wir waren eine kurze Runde wandern, haben ein bisschen die Innenstadt von Banff erkundet und waren dann in den Hotsprings (eine Art riesiger Whirlpool- natuerlich mit Blick auf die Berge).
Um eine Busfahrt zu sparen, habe ich alle meine Sachen direkt mitgenommen und Ecem und Ben haben mich abends dort im Hostel abgesetzt.
Am naechsten Morgen habe ich direkt den Bus weiter nach Golden genommen und hier mache ich jetzt wieder WWOOFen. Diesmal ist es nicht wirklich eine Farm, sondern ein kleines familiaeres Hotel und zwar das Kapristo Lodge.
Aber soweit erstmal, dazu kommt dann im naechsten Post was.

Liebe Gruesse
Clara

Public Library in Calgary


National Music Centre

Anfahrt auf die Rocky Mointains


In dem Gebaeude wohnt Ecem


Ausblick von den Hot Springs

Wandern in Banff

Samstag, 15. Februar 2020

Edmonton

Hallo ihr Lieben,

ich weiss gar nicht wie oft ich Leute gefragt habe, wie lange man bleiben soll und die Antwort immer war, dass ich es eigentlich auch ueberspringen kann, weil es dort nichts gibt.
Da der Zug aber dort haelt und es auf dem Weg nach Calgary der einzige richtige Stop ist, war ich vier Tage dort und hatte insgesamt doch eine ziemlich gute Zeit.
Nachdem ich Freitagabend nach einem Tag Zugfahrt angekommen bin und mal wieder eine Nacht im Hostel verbracht habe, habe ich Samstag und Sonntag ein bisschen die trendige Gegend erkundet und war auf einem Farmers Market.
Ab Sonntag habe ich dann wieder ein Coachsurfing Host gefunden. Diesmal war ich bei Jacob und seiner Freundin, die zusammen mit noch einem Mitbewohner in einem Haus voller Pflanzen, Instrumente und individueller Kunst leben. Dank ihm habe ich noch ein paar mehr Tipps bekommen, was man in der Stadt machen kann, also war ich in den folgenden Tagen bei den Ice Castles und im Royal Alberta Museum, wo u.a. eine riesige Ausstellung mit lebenden Kaefern, Spinnen etc. war.
Jacob hat mich ausserdem noch mit zum Klettern genommen, was auch eine spannende neue Erfahrung fuer mich war, wodurch ich einen schoenen Muskelkater am naechsten Tag hatte.
Viel mehr ist sonst auch nicht passiert und laenger als drei/vier Tage muss man echt nicht unbedingt in Edmonton bleiben;).

Was ich sonst noch festgestellt habe ist, dass ich mittlerweile eindeutig besser mit dem alleine Staedte erkunden klarkomme. Ich wuerde nicht sagen, dass ich es geniesse, z.B. irgendwo alleine Essen zu gehen, aber ich mache mir viel weniger Gedanken was andere denken koennten und weiss auch immer mehr die Freiheit zu schaetzen, tun und lassen zu koennen was ich will.

Liebe Gruesse
Clara
Erstmal drei Bilder von der Zugfahrt nach Edmontom

Diesmal hatte der Coachsurfer Maeuse als Haustiere :)

In einem Park


Indoor Rock Climbing

Das Wohnzimmer vom Coachsurfer
Die "Ice Castles"








Samstag, 8. Februar 2020

Winnipeg

Hallo ihr Lieben,

drei Tage Winnipeg sind wie im Flug vergangen aber es war auf jeden Fall eine unvergessliche Zeit!
Ich habe zum ersten Mal Coachsurfing ausprobiert. Coachsurfing ist quasi eine riesige Community, wo Menschen auf der ganzen Welt ihre Coach oder ein Gaestezimmer fuer Reisende anbieten; das ganze kostet nichts und ist ausschliesslich auf den Austausch und die Offenheit der Menschen gebaut.

Also habe ich meine Zeit in Winnipeg bei Misty verbracht. Sonntagabend hat sie mich netterweise mit einer Stunde Verspaetung vom Bahnhof abgeholt, wir sind noch schnell einen Burger essen gegangen und da sie die ganze Woche von 8:00-16:30 Uhr arbeiten musste, ist sie relativ schnell ins Bett gegangen, hat mir aber einen Schluessel zu ihrer Wohnung uebergegeben mit dem Kommentar, ich solle mich wie Zuhause fuehlen.
Da Misty vormittags also immer arbeiten war, habe ich in den Tagen ein bisschen die Stadt erkundet. Das wohl auffaelligste Gebaeude in Winnipeg ist das Canadian Museum of Human Rights. Von aussen sieht das Museum echt ungewoehnlich aus, aber auch drinnen wurde ich nicht enttaeuscht. Ganze sieben Stockwerke Museum, sehr interessant gestaltet, viele Videos, Tonspuren etc. Wenn Museen oefter so waeren, wuerden glaube ich mehr Leute in Museen gehen. Ein ganzes Stockwerk war ueber den Holocaust, wo ich erst dachte, da weiss ich ja wohl schon genug drueber, aber es war echt interessant, da u.a. auch andere Blickwinkel beleutchtet wurden, z.B. juedische Fluechtlinge in Kanada, wobei das Land aber eindeutig nicht ins gute Licht gestellt wurde, da sie alles andere als viele Fluechtlinge aufgenommen haben.
Ausserdem war ich noch in "The Forks", einem kleinen Markt und Park direkt am Red River. Das Erste was mir im Parkt aufgefallen ist, es gibt Wege fuer Schlittschuhlaeufer. Wahrscheinlich haette man tatsaechlich besser durch den Park schlittschuhfahren koennen, als zu Fuss durch den Schnee zu stapfen. Winnipeg war bis jetzt eindeutig die kaelteste Stadt. Teilweise waren es tagsueber um 14:00 -15 Grad. Selbst der grosse Fluss, der durch die Stadt "fliesst", war komplett zugefroren und mit Schnee bedeckt. Gluecklicherweise habe ich mir in Toronto ein Paar Winterschuhe und ein paar Alpacahandschuhe und -Socken gekauft, deswegen konnte ich es einigermassen aushalten, aber es ist doch nochmal ein Unterschied zu dem was ich bisher hatte.
Trotz ihrer Arbeit hatte Misty fuer jeden Tag Plaene fuer uns. Am Dienstag sind wir in eine Karaokebar, die einem Freund von ihr gehoert, gegangen. Wir waren zwar die einzigen, aber die Bar war total gemuetlich und wir haben entspannt ein paar Bier getrunken und ein paar Lieder gesungen.
Am Mittwoch sind wir zu ihrer Mutter zum Abendessen gefahren. Diese wohnt gute 45 Minuten ausserhalb Winnipegs und auf dem Weg dorthin haben wir Stop bei dem "Mittelpunkt von Kanada" gemacht. Bei ihrer Mutter durfte ich dann tatsaechlich auch noch zum ersten Mal in meinem Leben Schneemobil fahren. Alleine habe ich mich nicht getraut, zu schnell zu fahren, aber mit ihrem Stiefvater sind wir doch tatsaechlich mit 80kmh ueber die Felder geduest. Meine Wangen sind zwar trotz des Helmes erfroren, aber es war ein tolles Gefuehl.
Da ich auf der Autofahrt zu ihrer Mutter ein bisschen zu sehr vom deutschen Brot geschwaermt habe, habe ich fuer Donnerstagabend dann mal ein richtiges deutsches Abendbrot vorbereitet. In einer franzoesischen Baeckerei gab's ein einigermassen angemessenes Mischbrot (sonst gibt es im Supermarkt ja nur Toastbrot) und ich habe tatsaechlich auch ein Stueck importierten Kaese gefunden und es hat uns beiden super geschmeckt.

Jetzt sitze ich schon wieder im Zug weiter nach Edmonton. Ich finde es unglaublich wie selbstlos Menschen sein koennen. Ich durfte drei Naechte kostenlos bei ihr im kleinen Gaestezimmer uebernachten, habe teilweise kostenloses Essen bekommen. Sie hat mir, einer Fremden, die sie seit einem Tag kennt und wir davor nur einmal geschrieben haben, einen Schluessel zu ihrer Wohnung ueberlassen und mich dort alleine ausschlafen lassen. Ich bin mir sicher, dass nicht jeder Coachsurfing Host so sein wird, aber ich bin unglaublich dankbar und werde auf jeden Fall versuchen nochmal wo anders Coachsurfing zu machen.
Jetzt habe ich erstmal wieder einen Tag Zugfahrt vor mir, oh Canada...

Liebe Gruesse
Clara
Wenn man nicht mehr weiss wohin mit dem Schnee... :)

Canadian Museum of Human Rights von innen

Zugfahrt nach Winnipeg

Eisskulptur bei The Forks

Museum of Human Rights von aussen

Livemusik im Zug

Red River komplett zugeschneit

Mit der Schlange durfte ich ein Zimmer teilen ;)

Mittelpunkt von Canada

links Schlittschuhlaeufer, rechts Fussgaenger

Parlamentsgebaeude

Dienstag, 4. Februar 2020

Die letzten Tage in Toronto

Hallo ihr Lieben,

und schon ist meine Zeit in Toronto wieder vorbei. Einerseits fuehlt es sich so an als ob ich Ewigkeiten da war und gleichzeitig ist die Zeit einfach unglaublich schnell vergangen. Wenn ich zurueckdenke, dass ich seit November hier bin und jetzt ist es einfach schon Februar, wirkt es unreal. Ich weiss gar nicht wirklich was ich gross erzaehlen soll. Klar habe ich viel erlebt, selbst wenn es die letzten Wochen nicht alle paar Tage immer ein neuer Ort war. Einfach die Erlebnisse bei der Arbeit und sonst im Alltag, nette Gaeste im Restaurant, nervige Gaeste, Gespraeche mit Kollegen, interessante Menschen im Subway oder in der Stadt. Es gibt soviel was man erzaehlen koennte und das vermisse ich auch teilweise beim alleine reisen; nachhause kommen und jemanden von den kleinen unbedeutsamen Erlebnissen vom Tag zu erzaehlen. Aber das alles in den Blog zu schreiben ist dann wieder viel zu viel und da fehlt mir auch die Zeit und Lust zu :).
Wenn ich nun aber zurueckdenke, gibt es keine besonders bedeutungsvollen Momente von denen ich unbedingt erzaehlen muss. Es hat sich tatsaechlich eine Art Alltag entwickelt. Arbeiten, Nachhause, wenn jemand im Wohnzimmer ist ein bisschen schnacken und essen und dann im Zimmer ein bisschen lesen/Serien schauen oder im Internet surfen. Ab und an mal mit Freunden treffen. Hedi und Florian sind schon weiter in Alberta, aber dafuer ist jetzt tatsaechlich Eva, die ich in Cape Breton, Nova Scotia im Hostel kennengelernt habe, hier und wir haben ein paarmal was unternommen und ich war noch ein paarmal mit Henri und Mel von der Farm abends aus. Wenn ich jetzt so ueberlege, finde ich es krass, dass ich mir hier einfach mehr oder weniger ein eigenenes Leben aufgebaut habe. Ich habe einen Job, ein eigenes Zimmer, ein paar soziale Kontakte und koennte jetzt theoretisch erstmal so weiter leben.
Aber es geht weiter. Ich sitze gerade im Zug nach Winnipeg. Die Zugfahrt dauert ganze 1 1/2 Tage, also ich habe noch ordentlich Zeit totzuschlagen hier.

Die ersten Wochen meiner Reise habe ich mich immer gewundert, wenn Alleinreisende sagten, dass sie die Leute, die sie kennenlernen am meisten schaetzen am Reisen. Ich fragte mich warum man denn alleine reisen geht, um neue Leute kennenzulernen; ich kenne doch schon mehr als genug Leute und wollte gerade mal etwas mehr Zeit mit mir selbst haben. Mittlerweile verstehe ich es jedoch total, einerseits die richtigen Freundschaften die sich entwickelt haben, aber auch sonst einfach Menschen mit interessanten Geschichten. Sei es die Kollegin, deren Eltern beide taub sind und ihre erste Sprache Gebaerdensprache ist, die Management studiert und davon traeumt nach Suedkorea zu ziehen und in der K-Pop Branche zu arbeiten oder die Barrista, mit der ich davor nie wirklich geredet habe, aber dann als wir einmal gemeinsam Pause haben, erzaehlt sie mir, dass sie aus dem Irak kommt, die letzten 5 Jahre in der Tuerkei gestrandet war, weil sie nirgendswo anders hindurfte und jetzt in Kanada einen Job hat, waehrend ihr Mann immer noch in der Tuerkei ist oder das Paar aus Chile, das zwar nicht mehr in unserem Haus wohnt, wir aber trotzdem noch Kontakt haben und ich dadurch in einem Wolkenkratzer das Fitnessstudio und den Pool erleben durfte und wir danach einen gemuetlichen Abend mit Pizza und Bier hatten, wo ich mir denke warum ein frisch verheiratetes Paar Ende Zwanzig was mit mir unternehmen moechte :).

Ich bin gespannt was jetzt kommt und wie die naechsten Wochen und Monate werden. Ich freue mich, wieder zu reisen, aber habe auch Respekt davor. Wieder jede Woche alles komplett neu, nichts wodran man sich festhalten kann, aber auch wieder neue tolle Orte und Menschen, ich bin gespannt wie es mir ergehen wird und was ich erleben darf.

Nun geniesse ich noch 24 Stunden dass Winterwunderland aus dem Zug :).
Ein Foto von mir bei der Arbeit musste sein :D

Zwar schon ein bisschen her, aber hier mal ein Bild von Henri, Hedi, Florian und Mel

Der Weg vom Haus zum Subway




Mal ein paar Gerichte aus dem Restaurant: Das ist eine Shakshuka

und unser "Famous Breakfast"

Ein Pizzaautomat mitten in den Strassen von Toronto und es schmeckte erstaunlich gut:)

Liebe Gruesse
Clara